KOMMENTARE
Als James Gordon blutüberströmt in den Fahrstuhl stieg, drückte er den Knopf der Etage, auf der sein Schicksal bereits auf ihn wartete.
Er senkte den Kopf zum Boden, atmete tief ein und als sich die Türen des Aufzugs schlossen, war sein Blick wieder fest nach vorne gerichtet. So, wie die Augen eines Soldaten, der seine Pflicht erfüllen will.
Will, nicht muss.
Die erdrückende Stille des Fahrstuhls wird plötzlich jäh unterbrochen, als ein Handy schellt und...
"DAS IST LEE!", riefen Denise und ich fast gleichzeitig in den Raum, während die Folge "Gotham" weiter lief.
"Irgendwie vorhersehbar", sagte Denise, ich stimmte zu.
Letztens frage mich Steffi Schwarzack in einem Interview, wie es mir gelingt, gute Geschichten zu erzählen (wenn ich es drauf anlege).
Ich sagte, dass ich nichts bewusst tue. Allerdings scheine ich unbewusst den klassichen Aufbau von Stories anzuwenden, weil ich sie für mein Leben gerne konsumiere.
Das bedeutet aber nicht, dass ich gnadenlos alles schaue, was flimmert. Ich wähle sehr bewusst aus.
Nicht nach Genre, sondern nach der Qualität der Erzählung.
Einige der Charakteristika guter Serien nutze ich mittlerweile bewusst für den Content, den ich als Solopreneur in die Welt bringe.
In diesem Post möchte ich dir vier Eigenschaften guter Geschichte mit auf den Weg geben.
Hier sind sie!
SPOILERALARM: Bevor du weiter liest und vielleicht auch eine der nächsten Beiträge zum Thema "Storytelling" konsumierst, lass mich eine Warnung aussprechen. Wenn man alle guten Geschichten dieser Welt herunter bricht, sind sie fast immer nach dem gleichen Prinzip aufgebaut.
Wenn du es kennst, wird es Situationen geben, die du in Film und Serie fast vorhersagen kannst.
Oh, wie langweilig sind Serien, die immer in sich geschlossene Folgen haben und eine Staffel auf nichts hinarbeitet. Im Fernsehen wird es oft noch explizit angekündigt: "Am Freitag um 20:15 startet das großer Staffelfinale von XYZ". Zumindest haben Sender das noch gemacht, als ich mich noch durch die privaten und öffentlich rechtlichen Sender gequält habe.
Ist das noch so?!
Gute Serien nehmen den Zuschauer mit auf eine Reise. Das Ende der Reise ist meist nicht klar, sondern nur der Ausgangspunkt und vielleicht schon das Problem, durch das sich der Hauptcharakter durchwühlen muss.
Wir lieben es, beim "Helden" eine Entwicklung zu sehen. Wir wünschen uns einerseits, dass er alle Hindernisse mit Bravour meistert, aber eigentlich auch wiederum nicht. Denn dann wäre die Geschichte vorbei.
Wie öde wäre Star Wars, wenn Darth Vader beim ersten Eintreten in das Raumschiff von Prinzessin Lea direkt von einem Rebellen erschossen worden wäre?!
Gute Serien laufen nicht immer linear, manchmal schlängeln sie sich durch ein Geflecht von Charakteren, Orten, Zeiten und anderen Dimensionen. Aber wenn man raus zoomt und sich die Entwicklung in ihrer Gänze anschaut, ist immer ein roter Faden zu erkennen.
Dieser rote Faden führt den Zuschauer mehr oder weniger sicher von A nach B.
Auch dein Content sollte Menschen von A nach B führen. Und zwar sowohl innerhalb eines kleinen Content-Stückes (Blogposts, Podcast-Episoden, Videos, Webinare, etc.), in mittelgroßen Stücken (Miniserien, Themenblöcke) oder aber auch in der Gesamtheit deiner Inhalte (Ausrichtung auf deine Zielgruppe und was sie durch dich erreichen/können/lernen soll).
Ich fange bei der Planung daher gerne mit dem Ende an. Da frage ich mich bei einer Content-Idee zuerst: "Was soll der Konsument am Ende können?"
Und erst dann wähle ich den Inhalt und das Medium. Nämlich das, was am besten passt (aus meiner Sicht.)
Jetzt aber zu etwas, was leider zu oft fehlt.
Bei Content.
Nicht bei Serien.
Womit unterhalten Serien wie Game of Thrones, The Walking Dead, Desperate Housewives oder auch die Lindenstraße!?
Durch Intrigen, Dramen, Wettstreit, aber auch mit Humor, Leidenschaft der Charaktere und auch einer Portion Tragik.
Das ist das Salz in der Serien-Suppe (und natürlich auch das der Filme).
Soweit muss es in deinem Content nicht direkt kommen.
Wobei...wenn es sich ergibt...das ist Storytelling. Es geht dabei nicht um aufgeblähte Texte. Es geht um eine gute Geschichte und das kann jeder.
Was du aber gerne nutzen darfst, ist eine Prise Humor und eine Prise eigene Persönlichkeit. Viele Podcasts und Blogs kommen nämlich sehr akademisch-nüchtern daher, was er schwer macht, den Menschen dahinter wahrzunehmen.
Wenn es eine Geschichte aus deinem Leben gibt, das zu dem Thema passt, dann bring sie ruhig.
Wenn du einen Gast hast, der eine Leidensgeschichte hinter sich gebracht hat und gerne darüber reden mag, dann mach ein Interview.
Wenn es eine witzige Anekdote oder ein Missgeschick in deiner Historie gab, die dich zu dem Menschen gemacht hast, der du bist, dann erzähl sie.
In unseren Inhalten dürfen wir unterhalten, aber ich merke bei meinen Klienten auch oft eine gewisse Befürchtung: Sie wollen möglichst kompetent und wissend rüberkommen. Daher der bekannte, akademisch angehauchte Weg. Ist nicht verkehrt, aber auf Dauer langweilig.
Irgendwo in der Mitte liegt die Wahrheit.
Finde sie für dich hinaus.
Alle lachten diesen kleinen Jungen aus, aber als er sich an das Klavier setze, schossen ihnen Tränen in die Augen. - kennst du Überschriften derart?
Ich vermute schon.
Ich vermute auch, dass du häufiger im Newsfeed von Facebook drauf klickst, als du zugeben würdest.
Es sind die Dramen, die wir lieben. Und zwar ob wir wollen oder nicht. Wir haben einen genetisch bedingten Hang zu Dramen.
"Kokolores, Gordon. Wieso soll ein Hang zu Dramen und eher schlechten Gefühlen genetisch bedingt sein?!", fragst du dich jetzt vielleicht?!
Es ist ein evolutionärer Vorteil, den Dramen und aufregende Dinge viel näher an uns heran zu lassen. Stell dir mal vor, du wärest in der Steinzeit und du würdest zwei Informationen bekommen. Einmal die, dass die Pilze im linken Tal in diesem Jahr sehr üppig gewachsen sind. Und dann die, das im rechten Tal Säbelzahntiger gesehen wurden.
Wo wäre dein Fokus?! Vermutlich nicht bei den flockenstieligen Hexenröhrlingen aus dem linken Tal, oder?!
Wenn es eine Chance gibt, dass du von deinen eigenen Hürden, Leidensphasen, Erkenntnissen, Lernkurven, Fails oder sonst was berichten kannst, dann tu es.
Aber bitte trage nicht zu dick auf und vergiss dann auch nicht deinen "Lehrauftrag". Das Aha-Erlebnis und das "Take-Away" des Konsumenten liegen weiterhin im Fokus.
Künstlich auf die Tränendrüse zu drücken ist daher zu viel des Guten!
...sind Momente, in denen eine Erwartungshaltung aufgebaut, aber noch nicht direkt befriedigt wird.
Spannungsbögen sind ein sehr mächtiges, stilistisches Mittel und nicht so schwer einzusetzen.
Wie du das auch sehr schnell in deinen Content einbauen kannst, verrate ich dir spätestens in der übernächsten Woche...
;)
P.S. Verwünschungen und Feedback gerne in den Kommentaren ;)
KOMMENTARE
HIER KANNST DU DEN BLOG DURCHSUCHEN
BELIEBTE ARTIKEL
* Partnerlinks
Stephan
Wie recht du hast, die Leute mögen Dramen und besondere Momente.
Wie du geschrieben hast, von dem Kind das am Klavier ist. Oder einer den man es nie zugetraut hätte, das er Geige oder gut Singen kann.
Und das mit der Spannung aufbauen ist natürlich vollkommen richtig.
Und ja du hast mich ertappt, wenn du sagst ob wir auch schon auf solche E-mails draufgedrückt haben ;)
LG Stephan
Barbara J. Schoenfeld
Ich war schon lange nicht mehr auf deiner Seite, aber jetzt bin ich über diesen Artikel gestolpert und ich finde es mal wieder genial, was du schreibst.
Ich denke, ich werde jetzt doch mal wieder ein klein wenig mit dem Storytelling beginnen. Es ist doch zu schön....
Herzliche Grüße
Barbara
Gordon Schönwälder
vielen Dank! Den Spannungsbogen will ich aber auch nicht zu lange ausreizen und bald mit dem zweiten Teil nachlegen. ;) Super, dass ich dich ein wenig inspirieren konnte. ;) Beste Grüße, Gordon
Gerd
so ist es... gute Serien haben all das und da kann man sich als Marketer eine Scheibe von abschneiden, um seine Leser zu fesseln.
Danke für die Inspirationen.
Beste Grüße,
Gerd
Gordon Schönwälder
vielen Dank für deine Unterstützung. Super, dass ich dich inspirieren konnte. ;)
Beste Grüße, Gordon
Poli
Gordon Schönwälder
ja, das gebe ich zu. Aber so geht halt ein Spannungsbogen! :D
Was denkst du?